Besuch beim Wollmarkt an der Westküste
„Gaddag“ sagen die Dänen, wenn sie einem einen guten Tag wünschen. Und solche Tage hatten wir viele, als wir 2019 Anfang Mai nach Dänemark aufgebrochen sind. Stine war zu der Zeit sehr aktiv beim Stricken und beim Häkeln (ich kenn den Unterschied bis heute nicht) und da wurde Nordeuropas größter Wollmarkt am Jambo-Park für uns zum 1400 Kilometer entfernten Ziel. Freunde von uns fuhren derweil nach Südfrankreich – da sei es wärmer meinten sie. Es kam anders.

Erst einmal mussten wir mit „Ariadne III“ (Sternchen) 1000 Kilometer vom Chiemgau bis nach Flensburg fahren. Wir nahmen den Weg über die Oberpfalz und Tschechien. Dort wollten wir tanken, aber als wir um 21:10 Uhr an der gesuchten Tankstelle ankamen, erklärte uns der freundlich winkende Tankwart, es sei schon seit 11 Minuten geschlossen. So zuckeln wir ungetankt weiter und übernachten auf einem Autobahn-Rastplatz in Thüringen, schmiegen uns an das einzige Wohnmobil, das zwischen den vielen Lkw steht. Jetzt ist der Rastplatz bis oben hin voll. Einen weiteren Zwischenstop legten wir am nächsten Tag in Berlin am „Historischen Fährhaus Wendenschloß“ ein, wo wir mit unseren 6 Metern wieder den letzten Stellplatz ergatterten. Nur kurz treffen wir hier unsere Enkel. Nach Berlin besuchen wir in Flensburg einen Getränkemarkt und decken uns mit „Bölkstoff“ ein. Unser Plan war, das „Sternchen“ noch geschwind mit deutschem Diesel für 1,27 Euro voll zu tanken. Aber die Aufregung und die Vorfreude auf den Urlaub haben dafür gesorgt, daß wir das Tanken glatt vergessen haben und schon wieder ungetankt weiterfahren. In Dänemark werden wir später umgerechnet 1,51 Euro zahlen, aber auch mal günstiger Diesel kaufen. Kurz hinter Flensburg fahren wir also über die Grenze nach Dänemark. Vermutlich wegen der Afrikanischen Schweinepest wurde trotz EU-Grenze kontrolliert. War aber unkompliziert.

Dunkle Wolken hingen zunächst an diesem 10. Mai über Dänemark.

Unsere erste Nacht in Dänemark verbringen wir am Ringkøbing Fjord auf Nordsø Camping (Tingodden 3, Aargab, DK-6960 Hvide Sande). Noch 300 Kilometer sind es jetzt bis zum Wollmarkt am „Jambo-Park“. Der Nordsöcamping-Platz akzeptiert die ACSI-Karte und kostet uns 20 Euro und dazu nochmal 4 Euro Kurtaxe. Das Wetter ist bestens. Die dunklen Wolken sind verschwunden. Wir wandern über die Dünen und spazieren entlang des schönen Nordseestrands. Wegen des Windes haben wir uns dabei gut eingepackt. Es ist herrlich. Wir freuen uns total. Es gäbe sogar ein Schwimmbad auf dem Platz.


Am Platz hat es saubere sanitäre Anlagen. In der Duschkabine finden wir einen Startknopf und haben sofort 6 Minuten richtig warmes Wasser. Nochmal drücken und es gibt gleich 3 Minuten Nachschlag. Perfekt. Kann gut sein, daß wir hier nochmal Halt machen.

Aber erstmal geht unsere Reise weiter zum 700-Seelen-Dorf Saltum und damit in die Nähe von nordeuropas größtem Wollmarkt. Wir brechen ganz früh auf und können nicht anders. Die Fahrt unterbrechen wir immer wieder für einen Kurzspaziergang, weil die Westküsten-Strecke so herrlich nah an den Dünen entlang führt. Unsere Paula ist natürlich an der Leine und Hundesackerl hamma auch dabei.



Wir wollen nicht durchs Landesinnere und haben daher beschlossen, die Thyborøn-Agger Fährverbindung zu nutzen. Die Fährroute ist ein Teil von „Den Grønne Kystvej“ (Die Grüne Küstestecke). Die Fähre fährt wochentags alle 40 bzw alle 60 Minuten von Sydhavnsvej 1, 7680 Thyborøn nach Aggervej 38, 7770 Vestervig. Wohnmobil und zwei Personen kommen für 270 Dänische Kronen (36 Euro) in den Genuß der Überfahrt.

Wie wir es ausm Süden gewohnt sind parken wir das Sternchen möglichst platzsparend auf der Fähre. Der Einweiser wundert sich offensichtlich oder ist irgendwie überrascht. Warum, wissen wir da noch nicht. Die Fähre ist 46 m lang, Sie kann ungefähr 20 Fahrzeuge und nicht ganz 100 Passagiere aufnehmen. Als die Fähre um 12:00 Uhr zur Fahrt über den180 KM langen Nissum Bredning oder besser Limfjord ablegt, sind gerade mal 4 Fahrzeuge an Bord.
Die Fahrt beginnt erst einmal ganz gemütlich. Stine bleibt im Auto bei Paula. Ich geh hoch zur Reling und genieße die Fahrt. Das Wetter ist gut. Das Boot fährt zielstrebig in Richtung des anderen Ufers. Da seh ich von links (das ist backbord hab ich gehört) eine einzelne Welle langsam auf das Boot zukommen. Ich würde sagen etwa 1 m hoch, wenn nicht mehr.

Vom Chiemsee weiß ich als erfahrener „Elektrobootausleiher“, daß ich das Boot jetzt nach backbord gegen die Welle lenken würde. Ich warte also geduldig auf dieses Manöver. Die Welle kommt immer näher. Sie ist schon ganz schön hoch. Wo die nur herkommen mag? Die Fähre behält immer noch ihren Kurs. Spielen die Karten da oben am Steuerrad? Wann beginnt denn das Manöver?, denke ich so bei mir. Das wird nix mehr, stelle ich fest und halte mich vorsichtshalber schon mal an der Reling fest. Stine im Auto weiß von der Welle nichts. Sie sieht ja nur die Bordwand und den herrlich blauen Himmel. Das wird eine Überraschung werden, meine ich, als die Welle auf die Fähre „Kanalen“ trifft.

Die 491 Bruttoregistertonnen der „Kanalen“ sind von der Welle offensichtlich schwer beeindruckt. Das knapp 12 m breite Boot hebt sich leicht wie eine Feder auf backbord bedenklich hoch an. Unsere „Ariadne“ geht rechts in die Federn, denn sie folgt den physikalischen Gesetzen und neigt sich schwer nach rechts. Ich höre einen gruseligen Schrei aus dem geschlossenen Sternchen, lauter sogar als die Möwen über uns und auch lauter als die stampfenden Dieselmotoren der Fähre.. Die Welle rollt unter dem Boot durch und das Schiff fällt auf der linken Seite (wir wissen jetzt, das ist backbord) wieder runter auf die ursprüngliche Höhe bzw. taucht erst einmal sogar ein paar Zentimeter tiefer. So ähnlich macht das unser Camper auch. Das Auto federt jetzt links tief ein. So sehr, daß der Aufbau nur noch Millimeter von der Bordwand entfernt ist und gerade nicht mehr dort anschlägt. Immer noch höre ich Schreie.
„Leck mich am….“, sprech ich leise anerkennend aus. Ein wenig wackeln das schwere Schiff und unser Sternchen noch. Dann ist der Spuk wieder vorbei. Ein Erlebnis würd ich sagen. Die Welle rollt steuerbord weiter. Sie hat das Schiff scheinbar gar nicht bemerkt.

Der Stellplatz „Jambo Feriepark“ (Solvejen 60, 9493 Saltum) ist Nordjütlands einziger 5-Sterne-Platz und das merkt man auch im Preis. 40 Euro mit und 27 Euro ohne Strom zahlen die Camper hier für ein Auto und zwei Personen. Ganz schön mächtig für die Vorsaison. Das Wetter ist gut. Wir nutzen den Sonnenstrom und lassen den Kühlschrank auf Gas laufen. Das geht locker für eine Nacht.


Der Wollmarkt ist locker an einem Tag abgeklappert. In den 4 1/2 großen Zelten und drumherum haben sich 65 Aussteller angesiedelt. Schafe sind da und Handwerker zeigen ihre Kunst. Musik ist vor Ort.


Manche Dinge scheinen uns etwas teuer zu sein. Aber am Ende haben wir neben guter Unterhaltung auch noch gute Wolle zu einem günstigen fairen Preis gefunden. Und einige Gespräche hatten wir auch, denn nicht wenige Aussteller waren aus dem deutschen Norden hierher gekommen.


Dazu ist der Himmel wolkenlos, es hat 12 Grad und es geht viel Wind. Unsere Freunde rufen an, sie verlassen das überflutete Südfrankreich wegen des schlechten Wetters wieder und fahren heim. Wir nicht, wir werden am nächsten Tag weiter nach Norden fahren.

12. Mai – Muttertag in Dänemark
Wir haben den Jambopark wieder verlassen. Den Wollmarkt brauchen wir heute nicht nocheinmal. Ein paar kleine Blumen vom Straßenrand begleiten uns ab sofort auf der weiteren Reise.
Die Fahrt bringt uns erstmal in die Gegend von dem über 120 Jahre alten Leuchturm Rubjerg Knude Fyr und die inzwischen recht hohe Wanderdüne. Man hat dort extrig einen Ausflugparkpatz errichtet. Campen darf man hier nicht. Vom Parkplatz aus führt ein Fußweg vorbei an Schafen und Ziegen zum Leuchtturm.

Auf der Düne hoch zum Turm fühlt sich das Gehen seltsam an. Fast wie im Tiefschnee. Wir lassen es uns auch nicht nehmen, den etwa 8 oder mehr Meter hohen Sandhang runter zu rutschen. Kleine Sandlawinen begleiten uns auf dem Weg nach unten.

Ursprünglich war der Leuchtturm etwa 200 m vom Meer entfernt. Aber inzwischen hatte die Düne den Turm und vor allem die Nebengebäude samt Brunnen und Garten überlaufen. Nur noch lose Ziegelsteine und Küchenuntensilien zeugen davon, daß hier mal wer wohnte.

Nach uns, aber nicht wegen uns, wurde 2019/2020 der gesamte Leuchtturm auf Schienen gestellt und 70 m weiter von der Küste wegverschoben. Eine faszinierende technische Meisterleistung. Er wäre sonst voraussichtlich 2022 oder spätestens 2023 ins Meer gefallen.

Das Meer knabbert fortwährend an der Steilküste und als wir den Turm besuchten, war er keine 10 m mehr vom Abgrund entfernt.

Im Jahr 2015 wurde im Leuchtturm eine neue Wendeltreppe aus Metall eingebaut. Touristen wie wir können seither hochsteigen bis zur 20 m hohen Aussichtsplattform.

Langsam ist die mächtige Düne aktuell am Abbremsen. Anfangs hatte man noch versucht, den angewehten Sand abzufahren, aber das war buchstäblich nur ein Tropfen auf den heißen Stein und also aussichtslos.

Auf unserer weiteren Fahrt kommen wir durchs Künstlerstädtchen Hjørring. Die Stadt hat wenig mehr Einwohner als unser heimisches Traunstein. Es gibt hier viele Museen, Kirchen und eine lebendige Fußgängerzone. Bald jedes Haus hat eine Galerie oder eine Boutique. Aber wir wollen weiterziehen bis Skagen. Auf dem Weg dorthin bleiben wir bei Tornby kurz vor Hirthals stehen und wandern mal kurz durch das Bunkermuseum mit dem Feuerleitbunker der 9. und der 10. Batterie. Nachdenklich wird man hier.

Das Bunkermuseum Hirtshals ist Dänemarks einzige vollständig ausgegrabene deutsche Verteidigungsanlage. 54 ausgegrabene Bunker und dazu viele Kanonen-, Mörser- und Maschinengewehrstellungen finden wir hier. Nach Hirthals kommen wir auf unserer Reise später nocheinmal.

In Skagen kommen wir am Nachmittag an. Dänemarks nördlichster Campingplatz „Poul Eeg Camping“ (Bøjlevejen 21, 9990 Skagen) akzeptiert die ACSI-Card. Wir tauschen mit dem Betrieber ein paar freundliche Worte, geben im Bayerisches Bier und bekommen dafür Skagen-Bräu.

Weil noch wenig los ist, sind sehr viele der 420 Plätze frei. Wir dürfen mit dem vergünstigten Preis sogar in die erste Reihe gleich hinter der Düne. Neben uns steht dort schon ein Ehepaar aus Lübeck mit einem Leihwohnmobil, das sie günstig mieten konnten.

Kaum steht unser Auto, machen wir auch schon unsern ersten Strandspaziergang zum Leuchtturm. Auf dem Weg dorthin passieren wir wieder einige Bunker. Sogar auf dem Strand, halb im Meer, liegen einige dieser schwer zerstörbaren Mahnungen.

Hier bleiben wir erstmal ein paar Tage und machen die Gegend unsicher. Im Skagen Bryghus spielt Live-Musik. Das Wetter ist die ganze Zeit gut.

Hier bei Skagen treffen Nord-und Ostsee aufeinander. Das linke Bein steht in der Nordsee, das rechte Bein in der Ostsee. Etliche lange und leere Strände laden zum Wandern ein.


Draußen auf dem Meer sehen wir etliche Schiffe, die auf die Erlaubnis warten, in den Hafen fahren zu dürfen. Am Abend holen wir Mölkky raus und spielen zusammen mit den Lübecker Nachbarn ein paar Runden.

Wir hatten einen wirklich einen erlebnisreichen Tag und werden sicher gut schlafen.
Der neue Tag wird ein Ausflugtag. In Skagen leisten wir uns einen dänischen Hot Dog. Der war gar nicht so schlecht. Das Wetter ist immer noch klasse. Allerdings hatten wir am Morgen einen „Fischwind“. Der kam wohl vom Hafen her. In Skagen schlendern wir durch die Fußgängerzone und schauen uns den Hafen an. Im „Super Brugser“ sehen wir Skagenbräu für 35 Dänische Kronen (4,70 Euro). Deshalb radeln wir zum „REMA 1000“

Dort leisten wir uns zwei „Flaskes“ für 28 Dänische Kronen (3,75 Euro) und haben uns süßen Senf gekauft. So haben wir 2 Euro gespart und am nächsten Tag gibt es die mitgebrachten Weißwürste als Brotzeit. Im Ort haben wir auch Briefmarken (Stück 2 Euro) aufgetrieben, die wir auf die Postkarten kleben können.

Mit dem Radl waren wir nochmal dort, wo Ost- und Nordsee aufeinander treffen. Getroffen haben sich hier auch einige Touristen. Aber sehr viele waren es nicht. Ein Bulldog hat einen Waggon als Anhänger und fährt damit die Leute hin und her. Aber manche kommen auch mit Bus oder mit dem Auto. Es gibt sogar einen Wohnmobil-Parkplatz.

Wir radeln mit Gegenwind zurück zum Camping und kommen später nochmals zu Fuß mit Paula hierher. Am Ende wandern wir ganze 11 Kilometer an den Stränden entlang.

Erst gegen 19:00 Uhr kommen wir ein wenig erschöpft zum Auto zurück. Wir braten uns ein Steak, das wir uns tags zuvor beim „Super Brugsen“ gekauft haben. Lecker wars und herrlich zart.
Unser letzter Tag an Dänemarks Nordspitze läßt uns wieder aufs Radl steigen. Außerdem bummeln wir nochmal durch Skagen. Glogs für 600 Dänische Kronen bleiben im Handel und auch Nutella (im Sonderangebot umgerechnet 6 Euro) bleibt für den nächsten Kunden im Regal. Den Hafen haben wir auch nochmal besucht. Nach einer Mittagspause im Campingstuhl sind wir mit Paula nochmal an den Nordseestrand gewandert. Der ist wirklich endlos. Sogar ein Kreuzfahrschiff haben wir gesehen.

Wieder hat es tolles Wetter und 12 Grad, vielleicht sogar 13. Am Strand waren außer uns nur 4 Leute, ein toter Seehund und etliche Möwen.

Am Abend tun uns vom vielen Latschen tatsächlich schon die Füße ein wenig weh. Aber Mölkky geht schon noch.
Es ist Donnerstag, der 16. Mai und wir brechen langsam wieder auf gen Süden. Unser nächstes Ziel ist Hirthals. Es sind ja nur 50 Kilometer. Da sind wir gleich dort. In Hirthals starten einige Fähren nach Norwegen und Schweden. Verlockend, aber wir haben partout keine Zeit dafür.

Vor der Abfahrt klappern wir auf der Suche nach Blaubeer-Keksen noch den „Super Brugsen, den REMO 1000 und den Jim&Fix“ ab. Leider vergeblich. In der Skagener Käserei (ein Feinkostladen) hätte es welche gegeben, aber für uns viel zu teuer.

Die fahrt nach Hirthals ist schnell vorbei. Dann sind wir auch schon beim DK Hirtshals Camping (Kystvejen 6, 9850 Hirtshals) und checken erstmal ein. Wieder bekommen wir einen Platz ganz vorne oberhalb der Steilküste mit herrlichem Blick aufs Meer.

Der Leuchtturm wacht über uns.

Hier zahlen wir 24 Euro für die Nacht ohne Strom. Das Wetter ist bestens. Da reicht uns das Solar. Mit Strom würden wir 29 Euro zahlen. Außerdem leisten wir uns ein paar Duschmarken für je 5 Kronen. Das Wetter ist fantastisch und auch der Sonnenuntergang um 21:38 Uhr. Es bleibt in der Dämmerung noch hell bis 23:00 Uhr. Wir telefonieren mit daheim. Dort ist auch alles in Ordnung.

Auch am „Fredag“, dem 17. Mai, beginnt der Tag in Hirthals sonnig mit herrlichem Morgenrot. Hier ist heute der Dänische Buß- und Bettag. Wir duseln noch im warmen Bett und dösen immer wieder weg. Nach dem Frühstück zieht es aber immer mehr zu. So gehen wir ins Bad, solange es noch trocken ist. Ganze 3 Minuten läuft das heiße Wasser nur. Aber uns reicht das auch. Nach dem Duschen gibt es noch eine zweite Runde mit dem Hunde.

Timing ist alles. Nach der großen Runde geht es zurück auf den Camping-Platz. Am „Sternchen“ angekommen springen der Hund und wir ins Auto und schließen hinter uns die Aufbautür. Noch während wir die Tür zuziehen beginnt der Regen. Aber kalt ist es nicht und überhaupt haben wir die Diesel-Heizung des Chausson Flash 1 schon länger nicht mehr gebraucht. Gut so, weil ein bisserl laut ist sie draußen schon.

Anruf von Daheim. Die Postkarte vom 15. Mai ist schon angekommen. Da war die Post wirklich flott. Geregnet hat es nur kurz und so können wir schon bald in die Ortschaft und uns den Hafen anschauen. Interessant ist auch die Innensadt mit den kleinen Häuserln, die beinah alle so kleine gekieste Vorgärten haben.

Eine echte Nixe haben wir auch gesehen und dem REMA 1000 haben wir auch nochmal einen Besuch abgestattet.

Gleich zwei Feiertage gibt es heute und so natürlich auch viele Camper, die auf den Platz drängen. Norwegen feiert die Staatsgründung. Dänemark hat den Buß- und Bettag. Vermutlich deshalb hat der Super Brugsen heute geschlossen. Oder ist er ebenso Pleite wie der dänische NETTO in Hirthals – til salg (zu verkaufen) steht an der Tür. Im Hafen beeindrucken uns die Schiffe, auch die Boote im Trockendock.

Auf engstem Raum wendet eine riesige Schnellfähre. Cool. Dann braust sie auch schon mit Volldampf in 3 1/2 Sunden nach Norwegen. Der Regen zwingt uns zurück zum Auto auf den nun gut gefüllten Campingplatz.

Bei der abendlichen Meerbeobachtung schauen wir 2 Meter vor uns an der Hecke einem Fuchs bei der Mäusejagd zu, nicht lange, dann ist er auch schon wieder in Richtung Steilküste verschwunden.
Es ist „lørdag“, der 18. Mai, und wir stellen fest, daß der Tag nicht mit blauem Himmel und Sonne beginnt, so wie wir die letzten Tage immer verwöhnt worden sind. Nachts haben wir im „Sternchen“ gehört, daß es stark regnete und so wurden wir immer wieder mal kurz wach. Aber am Morgen verzog sich der Regen und so konnten wir trockenen Fußes nochmals in die Stadt. Im Käseladen fanden wir leckeren Käse (naheliegend – hihi).

Am späten Nachmittag sind wir dann hoch zum Leuchtturm und zum Bunkermuseum.



Die heutige Zahl ist „Drei“, denn wir bleiben in Hirthals noch eine 3. Nacht und haben im LOTTO doch tatsächlich einen 3er. Deutschland bleibt auch nach dem zweiten Halbfinale des Eurovision Song-Contest in Stockholm nicht 3.-Letzter, sondern schafft es mit „Ghost“ und 11 Punkten auf den letzten Platz. Gewonnen hat die Ukraine mit „1944“, was uns angesichts der Bunker wieder zum Nachdenken bringt. Abends wird es wieder so schön, daß wir uns draußen am Kiosk einen Fisch gönnen. Eine Scholle und ein gebratener Lachs schmecken uns gut.


Am „søndag“, 19. Mai, weckt uns wieder ein wunderbarer Sonnentag auf. Wir frühstücken natürlich draußen. Es weht kaum ein Lüfterl. Nochmals lösen wir Duschmarken ein. Dann wird auch schon das Auto eingeräumt und es kann losgehen. Für uns geht es heute wieder weiter. Ein kurzer Halt noch beim dänischen ALDI läßt uns noch Brot und Käse an Bord holen. Wir verlassen Hirthals und fahren mit wenig Verkehr ganz gemütlich gen Süden wieder zum DANCAMPS Nordsø. Über die Autobahn und Schnellstraßen geht es zügig voran. Unterwegs halten wir nahe Holstebro an einem Ausflugsparkplatz am Flüsschen Storå. Ein Rundweg führt durch einen Wald wieder zurück zum Auto. Weiter geht es. Wir tanken bei INGO für 9,39 Kronen (1,26 Euro). und springen nebenan doch nochmal zum ALDI rein. Plötzlich haben wir Obst, Tomaten, Paprika und Avocado im Einkaufskorb.
Die 270 Kilomter bis Tingodden 3, 6960 Hvide Sande reissen wir in 41/2 Stunden runter (mit ein paar Gassihalts). Gegen 15:00 Uhr kommen wir an. Diesmal stellen wir uns auf Blabaerrej 6 ab. Abends gibt es wieder eine Runde Möllky. Diesmal mit unsern NL-Nachbarn, dem Briefmarkensammler Albert und seiner rauhstimmigen Annemarie.

Drei Runden des Wurfspiels und ein anschließender Ratsch beim Zusammensitzen lassen es am Ende 23:15 Uhr werden.

Beim nachmittäglichen Strandwandern am Tingodden Strand hinter der Tingodden-Düne finden wir einige „Mupfeln“, die wir in unser Auto laden.

Für den 20. Mai haben wir in unserm Notizbuch 23 Grad und volle Sonne notiert. Unglaublich, aber wahr. An diesem Tag kann man es sogar mit Badehose aushalten. In Südfrankreich ist das Wetter immer noch nicht wirklich besser. Unsere Freunde sind froh, daß sie dort nicht geblieben sind. Wir haben jedenfalls wieder einen tollen Tag. Sand, Sonne, Strand.

Mit dem Radl geht es auf einem interessanten Heide-Weg nach Hvide Sande. Beinah hätte ich sogar eine Kreuzotter überradelt, die wohl unser Daherradeln nicht bemerkt und sich in die Sonne gelegt hatte. Aber dann ist sie doch erschrocken und gleich vom Weg runter wieder in die Heide reingeschlängelt.

In Hvide Sande schauen wir uns natürlich den Hafen und die Stadt an. Wir belohnen uns für unser Kultur-Interesse mit einem richtig guten dänischen Softeis (29 Dänische Kronen).

An einem Laden hängen extrem coole Jacken uns so geht doch tatsächlich auch eine schöne bunte Jacke mit nach Hause. Eine coole Männerjacke wär auch im Sortiment gewesen, hat bei der Anprobe aber aus mir ein Faß gemacht und war wohl auch für arktische Winter gedacht. Und schon war sie auch gar nimmer so cool. Wenn Ihr versteht, was ich meine.

Abends wollen wir noch ins Bauernhofmuseum „Adelinas Gaard“. Also sind wir nochmal mit dem Radl los. Paula hätte das bestimmt nicht so interessiert. Als wir um 17:37 Uhr ankommen und vor dem „Indgang“ stehen ist leider schon geschlossen, aber auch von außen ist Adelinas Gaard total interessant. Wir schauen halt durch die Fenster rein.

Man kann sich gut in die alte und schwere Zeit zurückdenken. Das Leben war sicher nicht einfach damals. Der nächste Nachbar war zu Fuß Stunden entfernt.

Campen ist hier ausdrücklich nicht erlaubt. Und ehrlich gesagt gibt es hier auch keine zeitgemäßen sanitären Anlagen. 🙂

Am Abend werfen wir den Grill wieder an und sitzen wieder lange draußen. Auch den Nordseestrand besuchen wir noch einmal. Morgen soll es weitergehen. Von Daheim hören wir, daß es dort regnet, als wolle die Welt untergehen.

21. Mai – Kiel ist das Ziel – In Dänemark scheint schon wieder die Sonne. Fast haben wir ein schlechtes Gewissen, weil es uns so gut geht. Albert und Annemarie, die Niederländer, sind schon grußlos vom Platz gefahren, während wir noch beim Frühstück saßen. Dann geht es aber auch für uns wieder los. Auf einem der gut ausgebauten Rastplätze halten wir in Dänemark nochmal an. Hier könnte man sogar das Wohnmobil-Abwasser ordnungsgemäß entsorgen und Wasser tanken. Es sind extra dafür Anlagen gebaut. 25 Stunden darf man hier stehenbleiben. Übrigens warnt Dänemark bei jeder Gelegenheit vor der „Afrikanischen Schweinepest“ (daher auch die Grenzkontrollen).

Ade, „farvel“ Dänemark. Gleich hinter der Grenze biegen wir erstmal nach links ab und fahren nach Flensburg. Weil der LIDL nur die Plastikflaschen nehmen will steuern wir einen REWE an und haben hier mehr Glück mit unserm Pfand-Lager. Die Lücke füllen wir dafür wieder mit einer Auswahl an „Nordischen Bieren“ auf. 13 Treuepunkte sammeln wir beim REWE Flensburg. Jetzt sinds noch 80 Kilometer bis zum Stellplatz Kiel-Holtenau (Mecklenburger Straße 58, 24106 Kiel), wo wir mit A4 einen Top-Stellplatz an der Zufahrt zum Nord-Ostseekanal bekommen.


Dank unserm Alkoven können wir trotz Regen die Schiffe ohne Scheibenwischer beobachten. Zum Abend gabs eine bunte Brotzeit.

Danach zog mich Christine bis 23:00 Uhr beim Romme ab. Ja dann, gute Nacht.
Wie die Zeit vergeht. Jetzt haben wir schon den 22. Mai. Es ist Mittwoch. Und wir brauchen keinen Wecker. Nebenan ist wohl ein Kieslager und ich kann berichten, dort wird früh mit der Arbeit begonnen. Aber das macht uns nix aus. Obwohl uns auf Reisen grundsätzlich wúrscht ist, was irgend ein früher Vogel fängt…

Noch tröpfelt es ein bisserl, aber später wird die Sonne wieder scheinen. Bei nur noch einzelnen Tropfen und vielen Wolken besuchen wir das nahe Museum, das die Jahre 1948 bis 1963 behandelt, die sogenannte „Wirtschaftswunderzeit“. Die Ausstellung ist wirklich sehr interessant. Viele Ausstellungsstücke und manch alter Film nehmen einen mit auf Zeitreise. Ehemalige Friseur-Salons, Zahnarzt-Praxen und Geschäfte sind einem aus der eigenen Kindheit noch bekannt.

Aber auch Erinnerungen an die schwere Nachkriegszeit und die Flucht Vertriebener werden dargestellt. Als wir das Museum wieder verlassen, ist auch die Sonne wieder da. Sie reist scheinbar mit uns mit.

So holen wir Paula aus dem Camper und marschieren mit Ihr zur kostenlosen Fußgänger-Fähre. Mit ihr wollen wir auf die andere Kanalseite wechseln, denn auf unserer Seite hat es wenig Flair.

Auch Radler können die Fähre nutzen.

Wir genießen einen schönen Spaziergang. Zwei freilaufende Hunde wollen unsere Paula provozieren. Das kommt ihr gerade recht, aber am Ende geht es ohne Beißen weiter. An einer Mole liegen einige ältere beeindruckende Segel-Schiffe mit viel Holz.

Ein schöner Spaziergang mit einigen interessanten Momenten und viel Geschichte. Wir erfahren einiges über den Kanal, dessen Einweihung und die geplante Zukunft. 1887 wurde der Bau mit der Grundsteinlegung durch Kaiser Wilhelm I. begonnen und schon 1895 konnte der fast 100 Kilometer lange Kanal zunächst mit einfachen Doppelschleusen in Brunsbüttel und Holtenau durch Kaiser Wilhelm II. eröffnet werden. Da könnten sich moderne Bauten in Berlin und Stuttgart einiges abschauen. Bis 1948 hieß der Kanal noch Kaiser-Wilhelm-Kanal. Heute gibt es am Nord-Ostsee-Kanal einige tolle Stellplätze.

Aber wir bleiben noch kurz in Kiel, machen uns in der Pfanne ein paar leckere Cevapcici und dazu Gemüse. Am nächsten Tag wollen wir nach Berlin aufbrechen. Bei unseren Enkeln werden wir eine Pizza bekommen. Wir freuen uns schon sehr auf den Besuch.

Bevor wir die Reise nach Berlin antreten sind wir noch mal am Kanal spazieren. Wir sehen einen NATO-Verband, bei dem auch ein Deutsches Schiff dabei ist.

Dann kommt auch noch ein schönes weißes älteres Passagierschiff, die „Ocean Majesty“

Wir treffen einen ehemaligen Offizier der Marine, der inzwischen in Kiel lebt. Unsere Ohren hören allerlei glaubhafte, aber auch manche unglaubliche Geschichte über Kiel aus dem Mund des ehemaligen Seefahrers. So berichtet der Mann davon, daß Lkw auf einer Kieler Hauptstraße nicht zu nah an eine Abgas-Meßstation ran kommen dürfen und deshalb auf der Mittelspur fahren müssen. Er zeigt auf das große Feuerlöschboot im Hafen und weiß, daß das Boot aus Kostengründen nicht mehr Kiel gehört und auch nicht mehr ständig besetzt ist. Stattdessen kann es im Einsatzfall passieren, daß Personal aus Hamburg kommen muß und das Schiff somit erst nach 2 Stunden in den Einsatz gehen kann.

So sind wir also bestens informiert, als wir um 10:34 Uhr die stressfreie Fahrt nach Berlin antreten. Wir freuen uns schon sehr. Die Sonne scheint auch. In Berlin finden wir auch in Pankow wieder einen Parkplatz in der Nähe der Enkel.

Jetzt heißt es „Autospielen“, „Fußballspielen“ und „vorlesen“. Zu Fuß holen wir die Pizza und merken, daß die zwei Buben ziemlich flott unterwegs sind. Eine Gaudi ist das Wettrennen zwischen dem Älteren und mir und genauso eine Freude ist es, dem Jüngeren nachzujagen, damit er nicht plötzlich irgendwo verschwindet. Der kleine Mann ist mal in diese und mal in jene Richtung unterwegs. Als wir mit der Pizza zurück am Haus sind, ist sie noch heiß und wir sind außer Atem.

Oma und der Ältere teilen sich eine Pizza mit Thunfisch, die beiden sichtlich gut schmeckt. Garneelen sind auch auf der Pizza. Ungewöhnlich. Die Zeit in Berlin rast und schon sind die beiden Buben müde. Noch einmal lesen wir was vor. Dann werfen wir ein Luftbussi und kriegen auch eins und schon ruft das Bett nach den Jungs. Die restliche Zeit nutzen wir für einen guten Ratsch und das Rommé-Spiel. Gegen 22:00 Uhr trödeln wir zurück zum geparkten WoMo. Noch eine Runde mit dem Hunde und dann ruft auch uns die Nachtruhe.

Morgen nach dem Frühstück soll es schon wieder weitergehen. Kurz vor 08:00 Uhr starten wir schon in Richtung Oberpfalz. Die Fahrt geht stressfrei dahin. Nur auf einer zweispurigen Etappe haut es mit dem Tempomat nicht so recht hin. Der Tank ist fast voll und sollte bis CZ reichen, wo wir wieder volltanken und im „Travel Free“ einkaufen wollen. Um 14:00 Uhr landen wir, inzwischen auf Reserve, an der tschechischen Tanke. 68 Liter a` 1,269 Euro laufen in das Sternchen. Währenddessen gelingt ein kurzer Ratsch mit SAD-WoMo-Reisenden. Sie waren zum radeln in Frankreich gewesen und berichten von Kälte und Regen. Oha. Jetzt aber ab in den Travel-Free.

Unsern Heimweg wollen wir mit einem Besuch der Therme Sybillenbad unterbrechen. Das ist vom Travel Free nicht weit entfernt. Um 15:30 Uhr, gerade recht für einen späten Kaffee, stehen wir auf dem Stellplatz des Sybillenbad. Hier ist ein LINK zu einem Video: https://youtu.be/7d6IUs2z4eA?si=YtZ7ipdlI63tZtDV

Hier ist es total ruhig. Die Vögel singen ihre Lieder und die Sonne scheint auf uns. Abends nutzen wir für 2 Stunden das günstige Feierabend-Ticket. Neben den Thermalbädern nutzen wir auch das Kneipp-Tauchbecken und verlassen schließlich das Bad erholt nach 1 Stunde 57 Minuten wieder. Wir gönnen uns ein Essen im Minigolf-Lokal gleich am Stellplatz. Mit der Gästekarte gibt es 2019 noch Anspruch auf einen Kuchen. Wir nehmen auf der Terrasse Platz. Zwar müssen wir mit Ansage etwa 1 Stunde aufs Essen warten, aber das macht uns nichts aus. Wir wissen ja, daß es üppig und wirklich gut ist. Kaum zu schaffen.

Außerdem hat Stine beim Betreten des Lokals Honig entdeckt und sofort erstanden. Es ist fast 22:00 Uhr als wir zum Auto zurückkommen. Es rufen zuerst die Hunderunde und danach das Bett. Wir sind rechtschaffen müde und schlafen auch schnell ein.
Am Samstag, 25. Mai, beginnt der Tag schon um 07:30 Uhr mit Sonnenschein und Vogelgezwitscher. Um 11:00 Uhr soll ein Schauer kommen. Mal schauen. Wir gönnen uns einen Badetag und werden auch den Orientalischen Badetempel besuchen.
Das war ein schöner Tag. Am Abend waren wir noch lange spazieren und schließlich haben wir noch eine Zeit lang Rommé gespielt.

Bevor es heute am Sonntag heimgeht, wollen wir nochmal ins Bad. Beim Aufstehen, beim Gassigehen und beim Frühstück haben wir aber ein bisserl getrödelt.

Zum ermäßigten „Frühbaden“ kommen wir daher um 20 Minuten zu spät. Ist aber ned so schlimm. Mit unserer Kurtaxengästekarte läßt uns die freundliche Dame am Eingang auch so 2,5 Stunden statt der 1,5 Stunden ins Bad und so wird es Mittag, bis wir den Stellplatz wieder verlassen und nach Hause aufbrechen.
Erst geht es nochmals in den Travel-Free-Shop, holen nochmal die erlaubte Menge Zigaretten über die Grenze. Vollgetankt sind wir ja schon. Es ist Sonntag und so fahren wir ohne LKW-Verkehr gemütlich auf der Bundesstraße heim. Dabei kommen wir an der Stelle vorbei, wo wir 2018 unseren kapitalen Motorschaden hatten.

Diesmal fährt unser Sternchen aber brav an der Stelle vorbei. Kein Mucken, kein Spucken, nur ein Schnurren. Auf einem Parkplatz halten wir kurz darauf für einen Kaffee und den Kuchen, den wir beim Minigolf eingelöst haben.

Schließlich kommen wir so pünktlich dahoam an, daß wir das Wichtigste ausräumen und dann gleich den Wiener Tatort anschauen können, der wieder einmal richtig gut war.

Fertig ausgeräumt wird dann morgen.
Das war wieder einmal eine schöne Reise, an die wir noch lange denken werden.
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